Lavatory4All

Die Benutzung von Flugzeugtoiletten ist für viele mobilitätseingeschränkte Personen schwer oder gar nicht möglich. Lavatory4All zielt darauf nach Lösungen für barrierefreie Flugzeugtoiletten zu streben, die den Anforderungen betroffener Personen und der Airlines entsprechen.

Auftraggeber: bmvit, Take Off, Ausschreibung 2016

Laufzeit: September 2017 bis August 2019 (24 Monate)

Projektpartner: FH JOANNEUM Graz, Institut Luftfahrt; TU-Wien, Institut für Verkehrswissenschaften; Rodlauer Consulting GmbH; FACC AG; TU-Wien, Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung; Raltec – Research Group for Assisted Living Technologies

LOI-Partner: Flughafen Salzburg AG; ÖBR – Österreichischer Behindertenrat; Re-mobility; Club 81 – St.Pölten; equality; Caritas Sozialis – Multiple Sklerose-Tageszentrum; Multiple Sklerose Gesellschaft Wien; knack:punkt – selbstbestimmt Leben Salzburg; Safe-Runway GmbH

Projektbeschreibung: Die Nutzung einer Flugzeugtoilette ist für viele mobilitätseingeschränkte Personen mit großen Schwierigkeiten verbunden oder, insbesondere bei Kurz- und Mittelstreckenflügen, oft gar nicht möglich. In Abhängigkeit von der Art der Mobilitätseinschränkung gibt es unterschiedlichste und oft auch widersprüchliche Anforderungen an die Ausführung von Toiletten, um deren Gebrauch zu ermöglichen, die jedoch oft technischen Möglichkeiten im Flugzeugbau beziehungsweise den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von Airlines entgegenstehen. Aus wirtschaftlichen Überlegungen muss der Platz in einer Flugzeugkabine bestmöglich genutzt werden, was einer, für mobilitätseingeschränkte Reisende oftmals erforderlichen, und durch terrestrische Baunormen geforderten großzügigen Gestaltung von Toiletten, entgegensteht. Des Weiteren werden an jegliches Flugzeuginterieur hohe Anforderungen an das Material hinsichtlich der erforderlichen Festigkeit und gleichzeitig hinsichtlich der geforderten Gewichtsminimierung gestellt.

Flugzeugtoiletten entsprechen nicht den allgemeingültigen Standards hinsichtlich Barrierefreiheit, wie diese beispielsweise im Bauwesen oder in Eisenbahnwaggons umgesetzt sind. Neben verhältnismäßig einfach umsetzbaren Maßnahmen z.B. für blinde oder sehbehinderte Personen stellen v.a. die Anforderungen von Passagieren mit Geheinschränkungen oder solchen, die auf die Nutzung eines Bordrollstuhls angewiesen sind, große und bis dato ungelöste Herausforderungen dar. Bedingt durch bereits geltende oder aktuell in Ausarbeitung befindliche nationale und internationale Gesetze und Regulierungen zur Diskriminierungsfreiheit ist jedoch zu erwarten, dass in wenigen Jahren auch im Flugverkehr verschärfte Anforderungen an die Barrierefreiheit gestellt werden.
Barrierefreie Flugzeug-Toiletten müssen aus einer ganzheitlichen Sicht heraus gestaltet werden, damit sie den unterschiedlichsten Anforderungen von allen Personen, ungeachtet einer Behinderung, tatsächlich entsprechen (Forschung nach den Prinzipien des „Universal Designs“, des „Design-for-All“ und des „Partizipatorischen Designs“). Gleichzeitig müssen sie aber auch den hohen Anforderungen der Luftfahrt hinsichtlich der bestmöglichen Platzausnutzung, der Sicherheit der geforderten Materialien und des geringstmöglichen Gewichtes entsprechen.

Ziel und Inhalt des Projektes Lavatory4All ist es, in Zusammenarbeit mit potentiellen Nutzer/-innen, Luftfahrtunternehmen sowie Zulieferern, die grundlegend maßgeblichen Prinzipien für eine umfassend barrierefreie Flugzeugtoilette zu erarbeiten, die einerseits den hohen Anforderungen der Luftfahrt hinsichtlich Sicherheit und Wirtschaftlichkeit entspricht und andererseits aufgrund ihrer Gestaltung einen klaren Nutzen für alle, insbesondere für mobilitätseingeschränkte, Passagiere bringt. Im Projekt werden alle Anforderungen an eine barrierefreie Flugzeugtoilette sowohl aus dem Blickwinkel der mobilitätseingeschränkten Personen als auch aus dem Blickwinkel der Luftfahrt (Airlines und Industrie) tiefgehend erhoben und aufbereitet (mittels Befragungen, Experten/-innengespräche und Workshops). Aufbauend auf diese Erkenntnisse wird eine barrierefreie Flugzeugtoilette konzipiert und in mehreren Feedbackschleifen mit betroffenen Personen, Airlines und der Industrie evaluiert.

Für eine realitätsnahe Evaluierung wird ein modulares und flexibles Mock-Up aus Holz erstellt, das hinsichtlich seiner Funktionalitäten und auch bezüglich der Abmessungen bestmöglich und kurzfristig adaptierbar ist. In mehreren Workshops werden mobilitätseingeschränkte Personen eingeladen und gebeten, das Mock-Up zu testen und konkretes Feedback zu notwendigen Veränderungen zu geben. Dieses Mock-Up hat zum Ziel, die Grenzen der Machbarkeit hinsichtlich kleinstmöglichem Raum bei voller Funktionalität auszuloten. Durch Experten/-innen innerhalb des Konsortiums unter Einbeziehung externen Fachleute wird parallel dazu die Frage beantwortet, ob und wie die Anforderungen aus Sicht der mobilitätseingeschränkten Personen unter Berücksichtigung der flugverkehrsspezifischen Anforderungen umsetzbar sind. Dies bezieht sich insbesondere auf die konstruktiven Elemente und die Materialwahl.

Ergebnis und Mehrwert von Lavatory4All ist die Machbarkeitsüberprüfung und Regelerstellung für eine Flugzeugtoilette, die möglichst allen Anforderungen (mobilitäts-)behinderter Personen gerecht wird und auch den strengen Rahmenbedingungen aus Sicht der Luftfahrt (Sicherheit, Gewicht, Zuverlässigkeit, Hygiene, Ausfallswahrscheinlichkeit, Wartung, Reinigung) entspricht. Ziel ist, ein System zu entwickeln, das universell sowohl im Kurz- als auch im Langstreckenverkehr zum Einsatz kommen kann.

Ansprechpartner: DI Dr. Bernhard Rüger