MULTIMOTIV

Die bewusste Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel in der Alltagsmobilität (Multimodalität) kann einen Beitrag hin zu einer nachhaltigen Mobilität leisten, indem starre Nutzungsmuster im motorisierten Individualverkehr (MIV) aufgebrochen werden und damit die Nutzung des Umweltverbunds gefördert wird. Das meist vielfältige Verkehrsangebot in urbanen Räumen bietet Alternativen zum MIV – das meist weniger dichte und weniger breite Verkehrsangebot in ruralen Räumen erschwert ein multimodales Verkehrsverhalten. Ziele des Projekts MULTIMOTIV waren (1) die aktuelle Wissenslage über multimodales Verkehrsverhalten von Personen, die im ruralen Raum wohnen, zu verbessern, (2) erstmalig im deutschsprachigen Raum Multimodalität umfassend zu erheben und darauf aufbauend (3) in einem partizipativen Prozess Werkzeuge, Maßnahmen und Methoden für Planung, Politik, Umsetzung und Evaluierung zu erarbeiten, die das Bewusstsein für multimodale Mobilität im ruralen Raum erhöhen.

Auftraggeber: bmvit, Mobilität der Zukunft, 4. Ausschreibung

Laufzeit: März 2015 bis August 2017 (29 Monate)

Projektpartner: Technische Universität Wien, komobile w7 GmbH, komobile Gmunden, FACTUM Chaloupka & Risser OG, pn-venture OG

Projektbeschreibung: 

Die analysierten Praxisbeispiele zur Multimodalität im ruralen Raum zielen in erster Linie darauf ab, die Pkw-Nutzung zu reduzieren und die Nutzung des Umweltverbundes zu erhöhen. Einige wenige Praxisbeispiele integrieren die Vorteile der Pkw-Nutzung im strukturschwachen, ruralen Raum und tragen insofern zur Multimodalität bei, als der Wechsel zwischen den Rollen MIV-Fahrerin und Fahrer wie auch MIV-Mitfahrerin und -Mitfahrer unterstützt wird.

In den drei Testgemeinden Kirchberg an der Pielach (NÖ), Ottensheim (OÖ) und Sankt Georgen bei Salzburg (S) wurde das objektive Mobilitäts­angebot erhoben und im Rahmen von Einzelinterviews und Fokusgruppen die Mobilitäts­situation mit Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde und der Bevölkerung diskutiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aller Testgemeinden stehen dem Thema der multimodalen Mobilität offen und aufgeschlossen gegenüber und verhalten sich auch aktuell alle zu unterschiedlichen Graden multimodal. So sind die Mobilitätsmuster der Personen aus den Landgemeinden Kirchberg an der Pielach und St. Georgen aktuell durch eine starke Pkw-Nutzung geprägt, während Personen in Ottensheim vorwiegend den Umweltverbund nutzen, der durch die Nähe zur Großstadt Linz gut ausgebaut ist.

Auf diesen Ergebnissen und den Erkenntnissen der Studie OPERMO aufbauend erfolgte eine quartalsweise Multimodalitätserhebung in den drei Testgemeinden in einem Zeitraum von 12 Monaten. Bei der Betrachtung der Ergebnisse zeigte sich deutlich der Einfluss, den die Länge des gewählten Beobachtungszeitraums hat. Bei der Betrachtung einer ganzen Woche reduziert sich der Anteil derer, die nur ein Verkehrsmittel nutzen, drastisch. Vergleicht man die Gemeinden untereinander, so fällt auf, dass in Ottensheim der Anteil monomodaler Personen relativ gering und der Anteil hochgradig multimodaler Personen relativ stark ausgeprägt ist. In Kirchberg und St. Georgen hingegen ist die Nutzung eines Pkw für fast alle Wegezwecke nicht nur möglich, sondern in vielen Fällen auch zwingend erforderlich. Im Anschluss an die Erhebung erfolgte in allen drei Gemeinden eine Zukunftswerkstatt, in der aktuelle Themen und Lösungen für die Zukunft diskutiert wurden.

Grundlage für die Konzeption des Multimodalitätstools waren die Vorarbeiten im Projekt sowie die Analyse bereits bestehender Bewusstseinsbildungstools im Mobilitätsbereich. Besonders in den Fokusgruppendiskussionen, der Mobilitätserhebung sowie den Zukunfts­werkstätten wurden wesentliche Elemente, die für die Konzeption des Multi­modal­itäts­tools relevant waren, erarbeitet. Das Ergebnis ist ein Tool, das auf 5 Modulen und einem „Werkzeugkoffer“ i.S. einer Methodensammlung aufbaut und Verfahren zur Bewusstseinsbildung für Multimodalität in ruralen Räumen unterstützt. Im Rahmen der betriebswirtschaftlichen Analyse wurde erarbeitet, dass selbst bei einer sehr geringen Anzahl an Verfahren pro Jahr eine Kostendeckung bzw. ein nennenswerter Gewinn im Projekt zu erwarten ist. Die volkswirtschaftliche Betrachtung zeigt einen positiven volkswirtschaftlichen Nutzen durch den Einsatz des Multimodalitätstools.

Im Rahmen der Potenzialabschätzung wurde das modulare Multimodalitätstool im Hinblick auf Praktikabilität und Anwendungspotenzial bewertet, darauf aufbauend Weiterentwicklungsnotwendigkeiten aufgezeigt und ein Ausblick für weitere Forschungs­vorhaben aufgezeigt. Es zeigte sich, dass das entwickelte modulare Multimodalitätstool hinsichtlich der Aufwertung und Attraktivierung des Verkehrssystems in ruralen Gebieten ein großes Potenzial birgt. Die Weiterentwicklung umfasst im Kern die prototypische Entwicklung eines „Gemeindetools“ bzw. die Konzeption und Umsetzung eines „Bürger­Innen-Tools“ zur Unterstützung der Bewusstseinsbildung hinsichtlich Multi­modalität.

Ansprechpartner: DI Dr. Alex Neumann, MA MSc