Station4All

Das Projekt Station4All zielt auf die Integration von ÖV-Stationen in die Abläufe des täglichen Lebens zur Stärkung der gleichberechtigten Mobilität

Auftraggeber: bmk, FEMtech Forschungsprojekte, 7. Ausschreibung

Laufzeit: Juli 2021 bis Juni 2023 (24 Monate)

Projektpartner/-innen: ÖBB Holding AG; Technische Universität Wien; Stadtgemeinde Neumarkt am Wallersee; SPAR Österreichische Warenhandels-AG; Elisabeth Oberzaucher E.U.

LOI-Partner/-innen: Salzburger Verkehrsverbund; Land Salzburg – Referat Öffentlicher Verkehr und Verkehrsplanung; Stadtgemeinde Seekirchen am Wallersee; Verein WIMEN; Land Tirol; ÖBR – Österreichischer Behindertenrat; NÖVOG; Wiener Linien; Verband der Bahnindustrie; Aston University Birmingham – Rail Research Centre

Projektbeschreibung: Aus umwelt- und sozialpolitischen Gründen sind eine Angebots- und Qualitätssteigerung des öffentlichen Verkehrs (ÖV) v.a. in peripheren ländlichen Regionen erforderlich, die eine vermehrte Inanspruchnahme des umweltschonenden ÖVs erwarten lassen und eine wesentliche Basis zur Schaffung einer gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind.
Eine aktuelle Befragung des VCÖ hinsichtlich des Ausbaus für den ÖV nach Covid-19 zeigt, dass 97% der Befragten den Ausbau der Infrastruktur des Öffentlichen Verkehr für wichtig oder sehr wichtig erachten. Die Verdichtung des Öffentlichen Verkehrs auch für kleine Gemeinden und Regionen wird von 95% als wichtig gesehen.
V.a. in strukturschwachen peripheren ländlichen Regionen manifestiert sich ein soziales Ungleichgewicht. Von der Grundversorgung bis zu Karrieremöglichkeiten durch entsprechende Ausbildung und Berufswahl hängt sehr viel von lokalen Strukturen und insbesondere einer entsprechend möglichen Mobilität ab, welche in peripheren ländlichen Regionen stark auf die Automobilität fokussiert. Durch mangelnde Angebote besteht eine Benachteiligung von Bevölkerungsgruppen, denen aus verschiedenen Grün-den der Zugang zur Automobilität nicht oder nicht ausreichend gegeben ist, bzw. denen das Zeitbudget aufgrund vorherrschender sozialer Grundannahmen (z.B. höherer Care-Arbeitsaufwand für Frauen) einen deutlichen Mehraufwand schafft.
Ein attraktiver ÖV kann für die Herstellung einer Gleichberechtigung im Bereich der Mobilität sorgen, wobei alle Etappen der Wegekette attraktiv sein müssen. Wichtig sind Bahnhöfe und Haltestellen (ÖV-Stationen) in peripheren ländlichen Räumen, welche eine Schnittstelle zwischen Regionen und dem ÖV darstellen, aber oft nur den normativen Mindestanforderungen entsprechen. Gleichzeitig führen als unattraktiv empfundene ÖV-Angebote kombiniert mit unterentwickelten Strukturen für das tägliche Leben (Nahversorgung, Ausbildung etc.) zu einer erhöhten Nutzung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) und vor allem bei jungen Erwachsenen zwischen zu einer zunehmenden Landflucht, der es entgegen zu wirken gilt .

Ziel des Projektes Station4All ist es tiefgehend zu erforschen, in welchem Ausmaß die oft sehr unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedenster Personengruppen berücksichtigt oder vernachlässigt werden, um daraus klare Handlungsanweisungen zur Verbesserung der regionalen und der ÖV-Servicequalität zu erarbeiten. Der Fokus liegt dabei auf regionalen ÖV-Stationen, welche im Vergleich zu ÖV-Stationen in Agglomerations-räumen oft nur rudimentär ausgestattet sind. Umgekehrt stellen diese ÖV-Stationen für die lokale Bevölkerung eine wesentliche Schnittstelle zum ÖV und darüber hinaus zu vielfältigen Aktivitäten und Angeboten dar. Um die verschiedenen Personengruppen vermehrt zur Nutzung des ÖV zu bewegen oder generell eine gleichberechtigte Mobilität zu bieten und gleichzeitig die strukturschwachen Regionen zu stärken, ist es erforderlich, ÖV-Stationen in peripheren ländlichen Regionen ins tägliche Leben zu integrieren.
In peripheren ländlichen Regionen ist zu beobachten, dass häufig Tankstellen(shops) die letzten verbliebenen sozialen Zentren darstellen. Mit den umwelt- und verkehrspolitischen Zielen, allen voran den ÖV zu stärken, muss es gelingen, genau diese Funktion vermehrt auf ÖV-Stationen zu übertragen. Den gegenwärtig ungleichen Zugang zu An-geboten der regionalen Daseinsvorsorge, hier insbesondere zu technischen, sozialen und kulturellen Infrastrukturen, nimmt eine besondere Rolle zur Entwicklung von Maßnahmen ein, welche einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen ermöglichen. Aufgabe dieses Projektes ist es, die Anforderungen aus den Blickwinkeln der verschiedenen Personengruppen, vor Allem aber jener der sozial benachteiligten, tiefgehend zu betrachten und darauf aufbauend effektive Maß-nahmen, zu erarbeiten, welche zu einer Nutzungssteigerung des ÖVs und von regionalen ÖV-Stationen führen und gleichwertige Lebensverhältnisse, wie z.B. der Nahversorgung oder einer Verteilung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, ermöglichen.

Ergebnis von Station4All ist ein gewichteter konkreter Maßnahmenkatalog zur best-möglichen Integration von ÖV-Stationen in Abläufe des täglichen Lebens, der sowohl die Bedürfnisse der Pendlerinnen und Pendler basierend auf gender- und diversityspezifischen Anforderungen als auch die Umsetzbarkeit aus wirtschaftlichen und technischen Gesichtspunkten beinhaltet. Der klare Mehrwert ist dabei die Erarbeitung von Maßnahmen, die alle relevanten Bevölkerungsgruppen gleichermaßen einbinden, eine hohe Akzeptanz erwarten lassen und die gleichberechtigte, nachhaltige und vernetzte Mobilität sowie die strukturschwachen Regionen stärken. Die Maßnahmen werden gemeinsam mit und am Beispiel der Pilotgemeinde Neumarkt am Wallersee in Salzburg erarbeitet und bieten das solide Fundament für weiterführende effektive und effiziente Entwicklungen. Dieser Maßnahmenkatalog wird allen Stationsbetreibenden und öffentlichen Körperschaften zur Verfügung stehen, soll aber insbesondere den Projektbeteiligten ÖBB und SPAR für künftige Umgestaltungen als wesentliche Grundlage dienen und bietet der Gemeinde Neumarkt die Möglichkeit, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Ebenso sollen über die ÖBB-Holding die Ergebnisse in Normungsausschüsse getragen werden.

Ansprechpartner: DI Dr. Bernhard Rüger